Was ist die Elektronegativität?
Jedes Element hat eine bestimmte Elektronegativität. Wir schauen uns zur Erklärung mal das Molekül Chlorwasserstoff an.Trends und Ursachen der Elektronegativität
Schaut man sich die Elektronegativitäten im Periodensystem an, so stellt man folgende Trends fest:Um den Trend zu verstehen, schauen wir uns an, woraus die Elektronegativität resultiert. Es lässt sich sagen, dass ein elektronegatives Element seine Elektronen (und damit auch Bindungselektronen) sehr stark an sich zieht. Der „Zug“ kommt vom positiv geladenen Kern des Elements, welcher die negativ geladenen Elektronen anzieht. Als Fachausdruck wird hier von der effektiven Kernladung gesprochen, welches beeinflusst, wie stark die (Valenz-)Elektronen am Atom gebunden sind. Ein Element hat eine hohe effektive Kernladung (und damit eher eine höhere Elektronegativität), wenn
- Die Kernladung höher ist , sprich, mehr Protonen im Kern vorliegen
- Weniger Elektronen die positive Ladung des Kerns abschirmen
Die zweite Bedingung ist der Grund dafür, dass die EN von unten nach oben im PSE zunimmt bzw. von oben nach unten abnimmt. Denn, je mehr innere Schalen es gibt, welche mit Elektronen besetzt sind, desto mehr schirmen sie die positive Ladung des Kerns ab. Die Valenzelektronen merken also weniger von der Anziehung des Kerns.
Manche von Euch haben jetzt aber bestimmt einen Widerspruch erkannt. Wenn die EN mit steigender Elektronenzahl abnimmt, warum nimmt die EN dann innerhalb einer Periode trotzdem zu? Dort kommen doch auch immer mehr Elektronen hinzu?
Die Antwort liegt darin, dass innerhalb einer Periode immer nur eine Schale befüllt wird. Die Elektronen haben also alle denselben Abstand zum Kern. Sie können die positive Ladung nicht gut gegenseitig abschirmen, denn das machen hauptsächlich die inneren (vollbesetzten) Schalen. Die Kernladung steigt aber innerhalb einer Periode immer weiter.
Da also der Kern innerhalb einer Periode immer stärker an den Elektronen zieht, die Valenzelektronen diese aber nicht voneinander abschirmen können, werden sie mit steigender Ordnungszahl immer stärker vom Kern angezogen. Erst wenn wir die Schale voll besetzt haben und dann zur nächsten Periode kommen, werden die Elektronen weiter vom Kern weg besetzt, sodass die Elektronen aus der Schale davor diese gut vom Kern abschirmen können.
Was bedeutet dies für kovalente Bindungen?
Elektronegative Elemente ziehen ihre Valenzelektronen stark an und in einer kovalenten Bindung ziehen sie dadurch auch mehr am bindenden Elektronenpaar. In welchem Ausmaß dies bei einer Bindung passiert, lässt sich durch die Elektronegativitätsdifferenz ermitteln.- Wenn die Elektronegativitätsdifferenz 0 beträgt (wie bei Cl2 bspw.), dann liegt eine vollständig kovalente Bindung vor. Die Elektronen werden gleichermaßen geteilt und es liegt keine Polarisierung vor (unpolar kovalent). Bei Differenzen bis 0,5 wird auch noch vereinfacht eine unpolar kovalente Bindung angenommen
- • Liegt die Differenz zwischen 0,5 und ca. 1,7, dann liegt eine polar kovalente Bindung vor – die Elektronen werden von dem elektronegativeren Bindungspartner stark angezogen.
- Liegt die Differenz über 1,7, so wird von einer ionischen Bindung ausgegangen – die Elektronen werden von einem Partner so stark angezogen, dass sie (nahezu) vollständig zum elektronegativeren Element übergehen.
Auf einem Blick...
Elektronegativität
- Jedes Element verfügt über eine bestimmte Elektronegativität, welche am PSE abgelesen werden kann
- Die EN hängt von der Kernladung und der Anzahl an (abschirmenden) Elektronen ab
- Die EN nimmt im PSE von unten nach oben, und von links nach rechts zu. Fluor besitzt somit die höchste EN.
- Liegt in einer kovalenten Bindung eine EN-Differenz (von über 0,5) vor, so zieht das elektronegativere Element die Elektronen mehr an sich und wird partiell negativ geladen – es liegt eine polar kovalente Bindung vor
- Bei einer EN-Differenz von über 1,7 liegt (vereinfacht) eine ionische Bindung vor
Referenzen
1. E. Riedel, H.-J. Meyer in Allgemeine und anorganische Chemie,
Wenn nicht anders angegeben, sind alle Abbildungen selbst angefertigt.